Wer mit Hunden schläft : Roman

Darer, Harald, 2013
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Medienart Buch
ISBN 978-3-85452-693-3
Verfasser Darer, Harald Wikipedia
Systematik DE - Prosa
Schlagworte Deutschsprachige Gegenwartsliteratur, Österreichische Gegenwartsliteratur, Bauernleben, Heimat
Verlag Picus-Verl.
Ort Wien
Jahr 2013
Umfang 222 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Harald Darer
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Johannes Preßl;
Das Aufwachsen eines ledigen Kindes am Land jenseits der idyllischen Klischees. (DR)
Schon am Anfang des Buches, wenn Harald Darer Norberts gestörte Beziehung zu seinem kratzenden Walkjanker beschreibt, erinnert er stark an Thomas Bernhard oder Reinhard P. Gruber. Norbert wächst als uneheliches Kind der Magd am Leitenbauernhof im Mürztal auf. Er leidet unter dem unmenschlich-autoritären Stil des Leitenbauern, der aus seiner attraktiven Frau innerhalb kurzer Zeit ein Arbeitstier macht, das er auch noch Muli nennt. Als Bankert ist Norbert am Hof nur geduldet. Eines Tages gibt ihn seine Mutter ins Kinderheim nach Wien, und damit verliert Norbert den einzigen Menschen, der ihn liebt.
Norbert wird schließlich Straßenbahnfahrer und erzählt seinem Hund Kreisky von seinen Erfahrungen am Bauernhof im Mürztal. Dabei räumt er mit dem Klischee vom gesunden Landleben klar und deutlich auf. Er leidet immer noch an den psychischen Wunden, die das Aufwachsen unter dem despotischen Bauern hinterlassen hat. Erst auf Seite 159 erfahren die LeserInnen, was es mit dem Titel des in jeder Hinsicht empfehlenswerten Romans auf sich hat. "Wer mit Hunden schläft, wacht mit Flöhen auf", war ein Sprichwort, das Norberts Mutter oft gebrauchte. Dass mit diesen Hunden wohl eher der Leitenbauer und seine hinterhältigen Söhne gemeint sind und nicht Norberts Hund Kreisky, liegt auf der Hand.
Harald Darer ist ein sprachgewaltiges, überzeugendes Buch gelungen, das jeder Bibliothek empfohlen werden kann!

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Quelle: Pool Feuilleton;
Haben schon ganze Sprichwörter einen unheimlichen Lebenssinn, so kippen Halbsprichwörter den Sinn oft in den Wahnsinn.
"Wer mit den Hunden schläft" ist der Vorderteil eines Sprichwortes, bei dem üblicherweise das Aufwachen mit den Flöhen erfolgt. In Harald Danners Roman freilich wacht der Held mit einem Hund auf, dem er sein Leben erzählt, das in der Hauptsache aus unpassenden Sprichwörtern besteht.
In einer Orgie an Erinnerung und Abrechnung mit der Kindheit erzählt Norbert seinem Hund Kreisky vom "hundsgewöhnlichen" Leben. Als lediges Kind einer Dienstmagd wächst Norbert auf einem entlegenen steirischen Bauernhof auf und ist in der Folge den Launen des Bauern ausgeliefert, der wie die gesamte Bauernfamilie nichts außer Fressen im Sinn hat. Täglich sitzt er Fressgesichtern gegenüber die sich mit ihren Kompottaugen gegenseitig anschauen. (48)
Während die Bäuerin am Hof ein faschistisches Regiment führt, macht sich der Bauer über Norberts Mutter her. Der Protagonist muss sich aus einer Kommode heraus alles ansehen und er verliert angesichts des "mütterlichen Arschlochs" jeglichen Respekt und zertrümmert dem Bauern mit dem nächstbesten Gegenstand das Gesicht.
Jetzt ist das Leben am Bauernhof beendet, Norbert muss nach Wien in ein Kinderheim, wo er zwischendurch ein griffig-erotisches Erlebnis mit einem Mädchen aus der Dienstwohnung abwickelt.
Einmal noch gerät Norbert auf die Südbahn, als er im Laufe einer Lehrlingsausbildung mit einem durchgeknallten Lokführer über den Semmering fährt und ihm dabei die Kindheit ordentlich aufstößt. Jetzt hört der Hund Kreisky diesen Erinnerungen zu, es geht nur noch um die Vergangenheit, denn in der Gegenwart gibt es nicht mehr viel zu erleben.
Das Leben ist gespickt mit gewalttätigen Aktionen bis hin zur Selbstvernichtung. Der Lokführer erzählt von einem Selbstmörder, der sich ihm mit einem Bierkrug in der Hand vor die Lok gestellt hat. Der Pfarrer aus der Kindheit hat eine Hitliste von tragischen Unglücken erstellt, auf der der Selbstmord als der Höhepunkt gilt. Der Sohn des sexuell ausfransten Bauern hat sich mir nichts dir nichts mit dem Kopf unter die Holzspaltmaschine gelegt. "Denn die Maschine reagiert nur auf Befehl, eine Maschine ist ein Wunscherfüllungsgerät." (46)
Bei so einer Lebensbewältigung ist es nur logisch, wenn sich die Mutter nach der Vergewaltigung durch den Bauern in die Hand einer Engelsmacherin begibt und anschließend in einem Zug-Abteil auf der Südbahn elendiglich verblutet.
Harald Darer erzählt rasend konzentriert, wie man mit einem aufmerksamen Tier redet. Das Menschliche ist zu knappen Sprichwörtern verkommen, die in allen Lebenslagen rechthaben. - Unbarmherzig rural!
Helmuth Schönauer

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